29. März 2011

Stéphane Hessel im Deutsch-Amerikanischen Institut Heidelberg

Am Tag der Niederlage des gesunden Menschenverstandes in Baden-Württemberg und in Rheinland-Pfalz kann man sich in Heidelberg ins DAI retten und den Philosophen Michael Schmidt-Salomon hören. Beim Eintritt wird einem das Programmheft zu den Veranstaltungen des zweiten Quartals ausgehändigt. Wer prangt auf dem Titelbild? Richtig, der zur "gewaltlosen Revolte" aufrufende alte Lügenbaron!



Am Freitag, den 29. April 2011, ab 20 Uhr, werden Stéphane Hessel und Claudia Kühner, vom Zürcher Tages-Anzeiger, der mit der Propaganda des Stéphane Hessel seit Monaten Umsatz macht, den friedlichen Schlachtruf anstimmen. Um auch den letzten Besucher, der vielleicht noch nicht von Stéphane Hessel gehört haben mag, einzustimmen auf das, was ihn erwartet, wird er vom DAI so vorgestellt: "1917 in Berlin geboren, zog Hessel 1925 mit seinen Eltern nach Paris. Er ist ehemaliger Résistance-Kämpfer, KZ-Überlebender und Mitautor der UNO-Menschenrechts-Charta." Diese Lüge übernimmt Heidelberg aktuell, aus dem Merges-Verlag, auf Grund der Information des DAI.

Sie wird auch durch Wiederholung nicht wahr. Selbst Wikipedia weiß das seit meinem Artikel Stéphane Hessel : Indignez-vous ! Empört Euch! Die Lüge als Programm besser und zitiert den angeblichen Mitautor:

 "J'assistais aux séances et j'écoutais ce qu'on disait mais je n'ai pas rédigé la Déclaration. J'ai été témoin de cette période exceptionnelle." "Ich habe an den Sitzungen teilgenommen und zugehört, was gesagt wurde, aber
ich habe die Erklärung nicht verfaßt. Ich war Zeuge dieses außergewöhnlichen Zeitabschnitts," berichtet er dem Informationsdienst der Vereinten Nationen zum 60. Jahrestag der Erklärung. 


Die Vereinten Nationen, die es am besten wissen, zählen elf Verfasser auf: "Eleanor Roosevelt (United States of America), René Cassin (France), Charles Malik (Lebanon), Peng Chun Chang (China), Hernan Santa Cruz (Chile), Alexandre Bogomolov/Alexei Pavlov, (Soviet Union), Lord Dukeston/Geoffrey Wilson (United Kingdom) William Hodgson (Australia), and John Humphrey (Canada)."

Das Pamphlet "Indignez-vous !" ist in enger Absprache mit seinem Autor herausgegeben worden, lange Interviews mit
Sylvie Crossman, vom Verlag ehemaliger Maoisten Indigènes, sind vorausgegangen. Nicht eine Zeile, nicht eine Abbildung darin, die er nicht autorisiert hätte. Die Herausgeber behaupten mit Stéphane Hessels Einverständnis, daß dieser neben Eleanor Roosevelt, P. C. Chang, Charles Habib Malik, René Cassin und John Peter Humphrey einer von sechs des engeren Kreises der Verfasser der Erklärung gewesen sei: "enfin Stéphane Hessel (France), diplomate, chef de cabinet du même Laugier, le plus jeune." (Hessel, Seiten 26f.) Das ist eine Lüge. Sie wird Auflage für Auflage wiederholt.

Stéphane Hessel wird nicht schamrot, wenn er in Einleitungen zu seinen Propagandaauftritten als Mitverfasser der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte vorgestellt wird. Am 8. Oktober 2009 läßt er sich, ohne zu widersprechen, bei der Präsentation des
Russell Tribunals zu Palästina in Lausanne, als einer der Mitverfasser feiern: "Il participe à la rédaction de la Declaration ..." "Er beteiligt sich an der Ausarbeitung der Erklärung." (Video 0:40).

Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, daß er die "Allgemeine Erklärung" auch nicht mitunterzeichnet hat, wie von unzähligen MSM und anderen Dorfzeitungen kolportiert, vom Spiegel über die Dattelner Morgenpost bis zum sozialdemokratischen Vorwärts und der Jüdischen Stimme. Einer schreibt vom anderen ab und läßt sich ein auf die Lügen des Stéphane Hessel. Google.de bietet
1730 Ergebnisse für "Stéphane Hessel" Mitunterzeichner.

Es gibt einen einfachen Grund dafür, daß er nicht Mitunterzeichner ist: Die "Allgemeine Erklärung der Menschenrechte" ist nicht unterzeichnet worden, von niemandem, sondern, weil nicht rechtsverbindlich, am 10. Dezember 1948 per Akklamation in der Generalversammlung der Vereinten Nationen von den Vertretern derer Mitgliedsstaaten "adopted", angenommen. "What is the first human rights declaration adopted by the United Nations? The Universal Declaration of Human Rights, a landmark document." "Welches ist die erste von den Vereinten Nationen angenommene Erklärung der Menschenrechte? Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, ein bahnbrechendes Dokument." Vertreter Frankreichs ist nicht Stéphane Hessel, sondern
René Samuel Cassin, der Mitverfasser der "Allgemeinen Erklärung".

Wenigstens behauptet das DAI nicht auch noch, daß Stéphane Hessel
Jude sei. Dazu stilisiert er sich dem Interviewer der Frankfurter Allgemeinen Zeitung gegenüber: "Ich mag ein schlechter Jude sein, denn ich gehe nicht in die Synagoge. Ich lasse mir aber von niemand meine Kritik an der Politik Israels verbieten." Der Zürcher Tages-Anzeiger behauptet entgegen den Tatsachen, er wäre eingebürgerter Sohn einer jüdischen Familie aus Berlin. Seine Mutter ist Protestantin der Reformierten Kirche, sein jüdischer Vater ist zum Protestantismus konvertiert. Die Familie des Stéphane Hessel ist nie jüdisch gewesen. Aber wenn es darum geht, zur Diskreditierung und Delegitimierung Israels Glaubwürdigkeit zu kreieren, wird das ansonsten nicht geschätzte Judentum ins Feld geführt.

Serge Moati schafft es, am 21. Dezember 2008, zur Zeit der Operation Gegossenes Blei, gerade eben, ihn von der Lüge abzubringen: "Mein Vater war Jude, also bin ich auch Ju--." Das Wort "juif", Jude, kann Stéphane Hessel nicht zu Ende aussprechen, der Jude Serge Moati erträgt's nicht, unterbricht ihn im Wort und ruft mehrmals: "
Jules, Jules," in Anspielung auf den Film Jules et Jim (Video 1:28).


Zu den weiteren Lügen und zur Propaganda des Pamphlets, Zuordnung des französischen Widerstandes allein zur Linken, Schaffung des Systems der sozialen Sicherheit angeblich durch die Linken, nach dem zweiten Weltkrieg, Herunterspielen der Rolle des Juden René Samuel Cassin, des Vertreters Frankreichs bei den Vereinten Nationen, als Mitverfasser der "Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte", Zufügen bzw. Auslassen der Attribute Jude und jüdisch je nach Bedarf: "Richard Goldstone ... ce juge sud-africain, juif," "dieser übrigens jüdische südafrikanische Richter," aber nix "juif" bei René Cassin und Pierre Mendès France, zum Anti-Amerikanismus sowie zu seinen Ausfällen gegenüber Israel findet man Links und Angaben der Seitenzahlen im Artikel Stéphane Hessel : Indignez-vous ! Empört Euch! Die Lüge als Programm.

Heidelberger dürfen gespannt sein, welche Version der Empörung ihnen Stéphane Hessel vorträgt. Sie sollten vielleicht auch darüber nachdenken, in wieweit der renitente Alte vor allem
Interessenvertreter und Erfüllungsgehilfe der französischen Regierung und seines Quai d'Orsay ist. Die linke Randale dient dabei gleichzeitig dem innenpolitischen Ziel der Ruhigstellung von radikalen Linken und Muslimen: "Disposant désormais d'un passeport diplomatique, il se rend avec sa nouvelle femme en 2008 et 2009 dans la bande de Gaza et à son retour témoigne sur la douloureuse existence des Gazaouis," schreibt Sylvie Crossman im Nachwort des Herausgebers. "Von nun an einen Diplomatenpaß sein eigen nennend, begibt er sich mit seiner neuen Frau 2008 und 2009 in den Gazastreifen und legt nach seiner Rückkehr Zeugnis ab von der schmerzhaften Existenz der Einwohner von Gaza." Das Außenministerium des Bernard Kouchner stellt den Paß aus, Botschaften und Konsulate Frankreichs in Ägypten und Israel organisieren und finanzieren ihm seine Auftritte, trotz Blockade Einreise von Ägypten aus über Rafah nach Gaza sowie Kontakte zu Hezbollah und Hamas.

Das DAI ist eine öffentliche, durch Steuermittel finanzierte Institution. Träger sind die Schurman-Gesellschaft e.V., das Kultusministerium, die Stadt Heidelberg und das Auswärtige Amt. Das DAI ist 1946 als Amerika-Haus gegründet worden, seit Anfang der 60er Jahre arbeitet es als binationales kulturelles Zentrum. Die Schurman-Gesellschaft e.V. ist benannt nach dem Absolventen der Universität Heidelberg und späteren US-Botschafter in Berlin
Jacob Gould Schurman (1854-1942), Freund und Förderer der Universität. Ihm würde der Anti-Amerikanismus des Stéphane Hessel vielleicht nicht gefallen, ebensowenig die Äußerung, man müsse dem Kommunismus gegenüber ein offenes Ohr haben, "um dem amerikanischen Kapitalismus etwas entgegenzusetzen," "pour contrebalancer le capitalisme américain." (Seite 13)

Man traut seinen Augen nicht, wer alles im DAI auftritt. Da herrscht Meinungsvielfalt auf hohem Niveau. Ein Blick in den
Veranstaltungskalender, vom Februar bis zum September 2011, lohnt sich. Leider ist der Februar eben entfernt worden, und für August und September ist noch nichts gelistet - na, egal!

Unter vielen anderen der Schriftsteller und Regisseur Georg Stefan Troller im Februar 2011, im März der Autor und ehemalige Diplomat Manfred Osten im Gespräch mit dem immer noch nicht abgeschafften Bestsellerautor Thilo Sarrazin sowie im April mit der hummerliebenden Schönheit des Europaparlaments
Sahra Wagenknecht.

Im April hält Jörg Bremer, der von 1991 bis 2009 für die FAZ aus Jerusalem berichtet und jetzt aus dem Vatikan, einen Vortrag über den Unheiligen Krieg im heiligen Land, seine Beiträge gefallen Palästinenserfreunden besonders, und so muß man nicht unbedingt das Original des Artikels "Mein Jerusalem. Da waren einst Menschen und Plätze" für 2€ bei der FAZ erwerben, man kann ihn auch gratis woanders lesen. Wo? Googlen hilft weiter, verlinkt wird das hier nicht.

Der Vortrag des Philosophen Michael Schmidt-Salomon fehlt ebenso wie der des Diplomaten Stéphane Hessel in den Auflistungen des März und des April 2011. Warum?

Im
Mai 2011 haben die Heidelberger das Glück, nicht nur den Chefredakteur des Handelsblattes Gabor Steingart zu erleben, der seinerzeit, als Spiegel-Korrespondent, in der Wahl des Barack Obama Die Wiederauferstehung des amerikanischen Traums erkennt, sondern im Mai bleibt dem Publikum auch sonst nichts und niemand erspart, Patrick Bahners und Ali Soumaré beispielsweise. Patrick Bahners darf seine im Spiegel für 169,90€ angepriesene, angeblich 4416 Seiten starke Hetzschrift "Die Panikmacher" vorstellen, und wer, bitte, ist Ali Soumaré?

Das DAI stellt ihn so vor: "Unser Gast Ali Soumaré weiß dank seiner Erfahrung und seinem Engagement über die französische Realität und seine politische Vision für die Banlieues zu berichten.


Ali Soumaré wurde 1980 in Montmorency geboren. Mit 20 trat er der Sozialistischen Jugendbewegung und zwei Jahre später der Sozialistischen Partei (PS) bei. Während der Aufstände in Villiers-le-Bel im Jahr 2007 hat Ali Soumaré die Rolle des Mediators gespielt und ist 2010 Conseiller régional (Regionalabgeordneter) geworden."

In meinem Archiv befindet sich u.a. ein Artikel, vom 22. Februar 2010, über den Gast: Frankreich. Krimineller Spitzenkandidat des PS zu den Regionalwahlen.

Le Figaro berichtet, am 22. Februar 2010, daß der Parti Socialiste, in der Pariser Rue Solferino, auf ausdrücklichen Wunsch der Ersten Sekretärin Martine Aubry beschlossen habe, den Mali-stämmigen Ali Soumaré, einen "kriminellen Wiederholungstäter", "délinquant multirécidiviste", im Val-d´Oise als Spitzenkandidaten (!) einzusetzen, weil er schwarz ist und Muslim. Gegen die Qualifizierung seiner kriminellen Aktivitäten will Ali Soumaré seinerzeit klagen. Wogegen?


In einem Brief an ausgewählte Medien listet Axel Poniatowski, Listenführer der UMP des Val-d´Oise und Bürgermeister von L´Isle-Adam die kriminellen Taten des PS-Kandidaten auf: "Sechs Monate Gefängnis für den zur Tatzeit 19-jährigen wegen eines Diebstahls mit Gewaltanwendung aus dem Jahr 1999, für eine 2004 begangene ähnliche Tat plus Gebrauch einer gefälschten Kreditkarte 80 Stunden gemeinnütziger Arbeit, verurteilt 2007, zwei Monate Gefängnis wegen Widerstandes gegen die Polizei bei einer Befragung, 2009, wogegen er Berufung eingelegt hat, Strafe für Fahren ohne Führerschein, wofür der Strafbescheid am 16. Februar 2010 ausgestellt worden ist."

Der politisch der Linken nahestehende
Nouvel Observateur beeilt sich, am 10. März 2010, die Anschuldigungen zu minimieren. Danach bleibt nur wenig übrig: "Le candidat reconnaît son implication dans l'une des cinq affaires, un vol aggravé, commis le 3 septembre 1999. 'Une erreur de jeunesse' alors qu'il avait 19 ans, explique-t-il." "Les faits remontent à plus de 10 ans. (…) Il y a réhabilitation", commente Me Jean-Pierre Mignard." "Der Kandidat erkennt seine Verwicklung [sic!] in eine der fünf Angelegenheiten an, einen am 3. September 1999 begangenen schweren Diebstahl. 'Ein Jugendirrtum', als er 19 Jahre alt ist, erklärt er." "Die Tatsachen liegen mehr als 10 Jahre zurück. (...) Eine Wiedereingliederung in die Gesellschaft liegt vor, kommentiert Anwalt Jean-Pierre Mignard."

Im Juni 2011 geht's im DAI weiter mit der im Zusammenhang mit ihrer haltlosen Kritik des Thilo Sarrazin bekannt gewordenen Dr. Naika Foroutan, im Juli ist nicht viel los der Urlaubszeit wegen.


Fazit: Stéphane Hessel befindet sich in ihm gemäßer Umgebung, unter vielen Gleichgesinnten. Sahra Wagenknecht, Patrick Bahners, Jörg Bremer, Gabor Steingart, Naika Foroutan, am allerbesten jedoch paßt er zu Ali Soumaré, zu einem, der zwar mit 19 Jahren schon ein Jahr das Wahlrecht ausüben darf, der aber einen in dem Alter begangenen schweren Diebstahl als "Jugendirrtum" abtun kann und damit durchkommt. Ein linkes Polit-Baby und ein linker Polit-Greis, beide noch nicht bzw. nicht mehr zurechnungsfähig, das hat was! Das paßt zur neuen Politik in Baden-Württemberg!

Bitte, mehr davon!