27. Juni 2011

Palästinenserstaat? Eine Randnotiz

Den wenigsten, die über einen Palästinenserstaat sprechen, scheint bewusst zu sein, dass es diesen aus Rechtsgründen gar nicht geben kann. Die Mitgliedschaft in den Vereinten Nationen - und damit die formelle Anerkennung als Staat - ist an Bedingungen geknüpft (
Art. 4 Abs. 1 UN-Charta): "Membership in the United Nations is open to all other peace-loving states which accept the obligations contained in the present Charter and, in the judgment of the Organization, are able and willing to carry out these obligations." Die Mitgliedschaft steht also nur friedliebenden Staaten offen.

Ein Gebilde, das bereits vor Gründung militärisch-expansive Absichten erkennen lässt, kann nicht als Mitglied in die UNO aufgenommen werden. Ihm wird die Staatlichkeit versagt. Dies ergibt sich nicht anders auch aus der Friedenspflicht (Art. 33 Abs. 1 UN-Charta): "The parties to any dispute, the continuance of which is likely to endanger the maintenance of international peace and security, shall, first of all, seek a solution by negotiation, enquiry, mediation, conciliation, arbitration, judicial settlement, resort to regional agencies or arrangements, or other peaceful means of their own choice."

Die palästinensische Führung hat in den zurückliegenden 62 Jahren deutlich erkennen lassen, dass sie an einer friedlichen Lösung ihrer Meinungsverschiedenheiten mit Israel über den Umfang des jeweiligen Staatsgebiets nicht ernsthaft interessiert ist. Daher erscheint bereits ex ante die Erfüllung der vertraglichen Friedenspflicht ausgeschlossen. Ein Gebilde, das ex ante nicht die Gewähr dafür bietet, friedliches Mitglied der Staatengemeinschaft zu sein, sondern das umgekehrt ex ante die Gewähr dafür bietet, seine Staatlichkeit lediglich als weiteres Mittel militärisch-expansiver Absichten zu missbrauchen, kann unter der Ägide der UN nicht Staat werden. Einen Palästinenserstaat kann es also aus Rechtsgründen nicht geben.

Damit sind die Palästinenser nicht rechtlos gestellt. Art. 73 u. 74 UN-Charta (Declaration Regarding Non-Self-Governing Territories) garantieren die Rechte der dort lebenden Menschen auch durch die internationale Gemeinschaft in ausreichendem Umfang und in der geeigneten Weise.

Es müsste doch eigentlich auf der Hand liegen, dass ein Palästinenserstaat, der die Staatlichkeit Israels und den Umfang des Staatsgebiets Israels immer in Frage stellen würde (und dazu muss man sich nur die Parteiprogramme der herrschenden Palästinenserparteien anschauen), gegen die satzungsgemäßen Ziele der UN verstößt (Art. 1 Abs. 2: "To develop friendly relations among nations based on respect for the principle of equal rights and self-determination of peoples, and to take other appropriate measures to strengthen universal peace.") und daher auch nicht als Staat von der UN anerkannt werden kann. Würde ein Palästinenserstaat durch die UN anerkannt werden, müsste er sofort (ohne dass eine logische Sekunde dazwischen läge), wegen seiner Arbeit gegen die Ziele der UN wieder ausgeschlossen werden (Art. 6): "A Member of the United Nations which has persistently violated the Principles contained in the present Charter may be expelled from the Organization by the General Assembly upon the recommendation of the Security Council."

Bis das Palästinensergebiet reif ist für die Staatlichkeit, welche die universelle Friedenspflicht, auch gegenüber Israel, zwingend einschließt, darf man durchaus einige Jahrhunderte kulturelle, politische und nicht zuletzt religiöse Weiterentwicklung abwarten. Evolution zur Staatlichkeit vollzieht sich eben nicht auf Wunsch.

Von Rechtsanwalt Michael C. Schneider

 Palestine National Charter of 1964: Holy War (al-jihad) until complete and final victory

We, the Palestinian Arab people, who believe in its Arabism and in its right to regain its homeland, to realize its freedom and dignity, and who have determined to amass its forces and mobilize its efforts and capabilities in order to continue its struggle and to move forward on the path of holy war (al-jihad) until complete and final victory has been attained ...

Article 24: This Organization does not exercise any territorial sovereignty over the West Bank in the Hashemite Kingdom of Jordan, on the Gaza Strip or in the Himmah Area. Its activities will be on the national popular level in the liberational, organizational, political and financial fields.

Constitution of Palestine (2003)

ARTICLE 1

Palestine is part of the large Arab World, and the Palestinian people are part of the Arab Nation. Arab Unity is an objective which the Palestinian People shall work to achieve.

ARTICLE 4

1. Islam is the official religion in Palestine. Respect and sanctity of all other heavenly religions shall be maintained.
2. The principles of Islamic Shari’a shall be the main source of legislation.
3. Arabic shall be the official language.

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