26. Mai 2013

Frankreich. Der Verlag Gallimard weiter auf dem Nazi-Trip


Der Verlag Gallimard ist eine Schrapnell gegen Adolf Hitler und die deutschen Nazis. Es vergeht inzwischen kaum ein Monat, in dem nicht ein weiteres Buch im Kampf gegen das Dritte Reich erscheint. Die Frequenz wird nur noch von Prof. Dr. Guido Knopp und seinen Nazi-Anekdoten auf ZDFinfo überboten. Zuletzt habe ich im Artikel Nationalsozialismus. Neue Historiker bei der Arbeit den kämpferischen Einsatz des Verlages gewürdigt. Für die klingelnden Kassen sind dort von Pierre Drieu de la Rochelle bis Sarah Cohen-Scali alle zu finden, die im Panthéon der versifften Intellektuellen Frankreichs Platz haben.

Jetzt erleben die Leser ein neues Schauspiel der Kämpfe mit einem Buch des Opportunisten Franz-Olivier Giesbert, der pute de comptoir, wie ihn Benjamin Berton in Le Monde, am 20. März 2006, anläßlich der Veröffentlichung der pikanten Enthüllungen über Franz' Intimfreund Jacques Chirac bezeichnet, den "Verlierer, Lügner, Manipulateur". Intimitäten und Geheimnisse des "unfähigsten Präsidenten der V. Republik" könne man lesen. Den Manitou der Pariser Elite nennt ihn Le Monde-Kollegin Marion Van Renterghem, aber das ist nur eine der in ihrem Artikel Franz-Olivier Giesbert, le journalisme sans foi ni loi gebrauchten Kosenamen, Franz-Olivier Giesbert, der Journalismus, der weder Gott noch Gebote kennt. Wer beide Artikel gelesen hat, weiß, daß und warum aus Frankreich nichts wird. Es sind die Ausmaße der Verderbtheit.

Wie zum Beweis dafür ist Franz-Olivier Giesbert, Redaktionsdirektor der Zeitschrft Le Point, auch einer der Unterstützer des Antisemiten Edgar Morin, über ihn und dessen weitere Unterstützer kann man im Artikel Der Antisemitismus in Frankreich: ein Krebsgeschwür nachlesen. Er ist am 10. Juni 2005 Gesprächspartner der salafistischen Web Site Oumma.com, der er versichert, die Medien in Frankreich seien nicht islamophob, was Oumma.com schon lange weiß. Das Video ist nicht mehr aufzurufen.

Smart und wortgewandt verkörpert Franz-Olivier Giesbert die politische und mediale Szene, die Frankreich so lächerlich macht in der Welt. Dieses Gelächter hört auch zur Regierungszeit des Staatspräsidenten François Hollande nimmer auf, eher im Gegenteil, es wird stärker. Einen neuen Höhepunkt an Lautstärke erreicht es mit der Köchin von Himmler: La cuisinière d'Himmler. Sie heißt Rose, ist wie viele Leute und Freunde des Autors, die diese "fürchterliche Periode durchgemacht" haben und trotzdem sorglos und guter Dinge sind, irgendwie in ihre Position hineingeraten, sie "geht hin, wohin sie Lust hat zu gehen, liebt, wen sie lieben will ... und tötet, den sie Lust hat zu töten." Warum tut die Köchin das? 

Die "Persönlichkeit der alten Frau", sein Alter Ego: "Rose, c'est moi!", kann zu und weiß von nichts, solches ist auch von Adolf Hitlers Sekretärin Traudl Junge Bis zur letzten Stunde dokumentiert.

Die Köchin weigert sich, eingesperrt zu sein, und rächt sich auf ihre Weise; denn mit ihrer Rache respektiere sie die Gebote der Bibel: "Auge um Auge, Zahn um Zahn", meint Franz-Olivier Giesbert in einem Interview zu seinem neuen Werk. So unzutreffend und gegen die jüdische Lehre beschreibt er die Motivation seiner Heldin. Mehr braucht's im Grunde nicht um zu wissen, mit wem man es zu tun hat, nämlich mit dem altbekannten Opportunisten der Tragédie du president, des Verräters am Vertrauen des Staatspräsidenten Jacques Chirac, aus dem Verriß des Benjamin Berton, mit der Nutte an der Theke, die mit spitzem Stiletto noch eben einige Anbeter anderer Zeitgeister zertritt, die Antisemiten Édouard Drumont (1844 - 1917), den gegen Alfred Dreyfus und die Juden Frankreichs tätigen Gründer der Ligue nationale antisémitique de France,  und Jean-Paul Sartre (1905 - 1980). Dessen Réflexions sur la question juive. Gedanken zur Judenfrage, aus dem Nachkriegsjahr 1946 werden zeitgeistgerecht 1954 ebenfalls im Verlag Gallimard veröffentlicht, der zehn Jahre nach der Befreiung Frankreichs mit diesem Werk auf den alten Salonwagen von Compiègne aufspringt und in die Vergangenheit reist. Einige Intellektuelle Frankreichs merken das übrigens bis heute nicht: Es ist in Wirklichkeit "der Herren eigener Geist, in dem die Zeiten sich bespiegeln." Diese Zeiten ähneln sich in Frankreich zum Verwechseln, weil die Herren, die Pariser Eliten aus Politik und Medien, seit mindestens 150 Jahren nichts Neues zu bieten haben.

So lebensfroh, fröhlich und hedonistisch, wie Himmlers Köchin Rose das Leben trotz Kummer und Wechselfällen der Zeit nimmt, so auch Franz-Olivier Giesbert. "Wenn man beim Lesen des Buches nicht lacht, in dem man die Schrecken dieses fürchterlichen 20. Jahrhunderts durchschreitet, dann habe ich wirklich meine Mission verfehlt!"

Diese imaginierte Köchin wird am Sonntag, den 26. Mai 2013, auf Seite 41 ganzseitig im Aujourd'hui / Le Parisien beworben: "Die Abenteuer einer vergnügten Überlebenden". Schon der Name des RFSS Heinrich Himmler bürgt dafür, daß Käufer reinfallen und das Buch erwerben. Ob es sich um die Tagebücher Adolf Hitlers oder wie hier um die der Comic Serie Danny Phantom geklaute fiktive Köchin handelt, The Lunch Lady Ghost, la cuisinière, wichtig ist es, sich aus der Verantwortung zu beamen, Heinrich Himmler wird dabei zum Phantom. Solche Wunder vollbringt nicht nur Franz-Olivier Giesbert, sondern die politische und Medienelite Frankreichs sind darin Meister.