17. Februar 2015

Frankreich hat mit sich selbst nichts mehr zu tun!

Photo : Frédérick Florin / AFP

In Frankreich hat nichts mit nichts zu tun, die Gesellschaft hat mit sich selbst nichts mehr zu schaffen.

Update
  1. Mit dem Islam nichts zu tun, sondern Nazi!
  2. Zerstörung von katholischen Friedhöfen und Altären in Kirchen
  3. 250 geschändete Gräber, 250 Personen machen den "Charlie"
  4. Grabsteine umgeworfen, Hakenkreuze geschmiert
  5. Einfach Google News befragen: "cimétière profané" am laufenden Band

So jedenfalls liest sich eine AFP-Meldung über die Schändung des jüdischen Friedhofs von Sarre-Union, vom 12. Februar 2015, in der Libération, vom 15./16. Februar 2015. Das von den Juden selbst errichtete Denkmal, die französische Gesellschaft hat damit nichts zu tun, für die aus der Region Deportierten, mit denen Frankreich nichts zu tun hatte, wird geschändet, 250 Gräber und Grabkammern, von 400, in einem Anfall von Raserei. Sogar liegende Platten werden aus ihren Fundamenten gerissen. Aber Leichen haben damit nichts zu tun, sie bleiben ungeschändet auf dem Kampffeld zurück. Das wird den Tätern hoch angerechnet.

Die Täter sind fünf "jeunes", Jugendliche. Namen? Haben nichts mit der Tat zu tun, Alter? Zwischen 15 und 17 Jahre, gehen alle fünf aufs Gymnasium, dieses wie "les jeunes", haben aber nichts mit dem Antisemitismus zu tun, mit dem Islam und dessen eingebautem Judenhaß sowieso nicht.

Sie weisen denn auch, instruiert von Eltern und Imam, jeden Vorwurf des Antisemitismus von sich, damit haben sie nichts zu tun. Sie sind entsetzt über den Verlauf dieser Ereignisse, mit denen sie nichts zu tun haben, jedenfalls nicht so viel, daß man sie dafür in U-Haft nehmen sollte. Und bis zu 7 Jahre Gefängnis? Damit hat Justizministerin Christiane Taubira nichts zu tun.

Der Friedhof war ihrer Ansicht nach verlassen, obgleich da erst vor kurzem ein Jude bestattet wurde, aber das haben "les jeunes" nicht gesehen, damit haben sie nichts zu tun. Wie können sie erkennen, was ein frisches Grab ist? Und verlassene Friedhöfe zu demolieren, dieser stammt von 1780, das ist ebenfalls selbstverständlich. Mit den Leichen hat niemand mehr etwas zu tun.

Marc Séné, UMP-Bürgermeister von Sarre-Union, hat nichts damit zu tun, er ist "konsterniert". Die Regierung hat mit solchen Ausschreitungen nichts zu tun, verurteilt sie aufs schärfste. Mit Benjamin Netanyahu hat sie nichts zu tun, der fordert die Juden auf, nach Israel zu kommen, als wenn sie nichts Besseres zu tun hätten, nämlich in Frankreich nachzuweisen, daß da Juden leben, wenn auch nicht alle überleben.

UMP-Senatorin Fabienne Keller, ex-Groupie von François Bayrou, des José Bové für Führungskräfte, sieht antisemitische und islamophobe Akte, entstanden durch Spannungen. Das geht gegen beide, darum haben Muslime schon deshalb damit nichts zu tun.

Innenminister Bernard Cazeneuve sieht, daß die Friedhofsschändung weniger mit den Juden zu tun hat, als mit einer neuerlichen Verletzung von Werten, die alle Franzosen teilen. Aber die fünf "jeunes" haben mit diesen Werten nichts zu tun.

Haß, Uneinigkeit, Rassismus haben in Frankreich nichts zu suchen, damit hat Frankreich nichts zu tun. Der Täter Amedy alias Ahmed Coulibaly hat bereits nach einem Monat nichts mehr mit den Morden im Hyper Cacher zu tun, sondern Subjekt ist "das Attentat". Das Attentat hat vier Juden in einem jüdischen Supermarkt getötet, und die Schüsse in Kopenhagen galten nicht Menschen, die haben damit nichts zu tun, sondern einem Kulturzentrum und einer Synagoge.

Ich habe mit der Regierung, den Politikern und den Medien Frankreichs nichts mehr zu tun.

Update

Eine Meldung unter "France" ist's dem Indépendant, vom 18. Februar 2015, wert. Cimetière juif : gardes à vue prolongées. Judenfriedhof: Untersuchungshaft [für alle] verlängert. Darin wird berichtet, daß "les jeunes", deren Namen noch immer nicht genannt werden, mit kriminellen Taten bislang nichts zu tun gehabt hätten, auch von ihren religiösen Überzeugungen, die für ihr Verhalten eine Erklärung abgeben könnten, sei der Justiz nichts bekannt. Dieses verbreitet der mit dem Fall befaßte Staatsanwalt von Saverne Philippe Vannier bereits vom ersten Tag der Untersuchungen an, da geht es um "ideologische Überzeugungen", worin auch rechts- oder linksradikale Überzeugungen einbegriffen sind. Nun also haben die Taten ausdrücklich mit der Religion der Täter nichts zu tun. Welche das ist? Tut nichts zur Sache.

Islamexperte Aydın Soei:

Einen Schritt weiter geht Julie Connan im Figaro, um die Leser zu überzeugen, daß der Islam nichts mit der Tat zu tun hat. Sie zitiert Aydin Soei, einen Soziologen (!), dessen Name und Bart für die passenden Argumente bürgen: Das war ein Looser aus der Vorstadt, der kein religiöser Ideologe war. C’était un looser de banlieue qui n’était pas un idéologue religieux.

Wo in diesem "schmutzigen Mysterium" zu suchen wäre? Auf keinen Fall in Terror-Kreisen, dafür gäbe es bis jetzt keinen Anhaltspunkt, zitiert sie Premierministerin Helle Thorning-Schmidt, die hätten damit nichts zu tun, wenn auch im folgenden Text das Gegenteil bewiesen wird, Radikalisierung, Warnung der Gefängnisverwaltung, im September 2014, Tatwaffe ein automatisches Gewehr M95, Treueschwur auf seinem Facebook-Auftritt dem Führer des Islamischen Staates Abu Bakr al-Baghdadi.

Das hat nichts mit dem Islam zu tun. Yolande Baldeweck setzt nach mit Argumenten, die Schändung des jüdischen Friedhofs in Sarre-Union betreffend: Zwei Gymnasiasten weisen diskret auf einen der in Untersuchungshaft sitzenden hin, der fasziniert wäre von der Nazi-Ideologie, und der "hin&wieder im Kampfanzug kam". Deux lycéens évoquent discrètement l'un des gardés à vue, fasciné par l'idéologie nazie, qui "venait de temps à autre en treillis".

Nazi! Endlich! Es ist vollbracht! Oder?


Nein, es geht nun in der Normandie weiter, mit der Schändung eines katholischen Friedhofs, in Tracy-sur-mer, nahe der Landungsstelle der Alliierten, am 6. Juni 1944. Mit dem Islam hat die Schändung der 40 Gräber nichts zu tun.


Man kommt gar nicht so schnell nach mit dem allen, das nichts mit dem Islam zu tun hat, diesmal trifft's einen Friedhof in Saint-Béat, Haute-Garonne, in den Pyrenäen. Und richtig, Sud-Ouest weiß schon, daß keiner sich zu der Tat bekannt hätte, es keine Schmierereien gebe, daß also nichts mit nichts zu tun hätte, 15 Grabsteine mutwillig herausgerissen, umgeworfen, Weihgaben und kleine Statuen zerstört, eben alltäglicher Vandalismus.

Bingo! Es gibt noch zwei weitere geschändete Friedhöfe, also außer dem jüdischen, in Sarre-Union, in Tracy-sur-mer und in Saint-Béat noch zwei, weiß der Figaro, und spricht gleich von "mehreren anderen Friedhöfen". Wer zählt die Kreuze, nennt die Namen, die letztens hier zu Schaden kamen?

Das ist aber keine konzertierte Aktion, das hat nichts damit zu tun, daß sich Muslime etwa im Internet absprechen. Jüdische Friedhöfe sind dank deutscher Gründlichkeit und französischer Hilfsbereitschaft nicht mehr so zahlreich, da greift man auf die Friedhöfe der christlichen Ungläubigen zurück.


Der geschändete jüdische Friedhof: Alles hätte am 10. Februar mit einer Verabredung auf Facebook begonnen, wissen die Dernières Nouvelles d'Alsace und metro news, da hätten sie die Tat organisiert. Sie hätten "einige verlassene Orte erkunden" wollen. Da kann man beruhigt sein, mit dem Islam hat es nichts zu tun, ein Friedhof wird nicht einmal genannt, geschweige denn ein jüdischer, sondern "Häuser, Gutshäuser, Schlösser, Bahnhöfe usw." Weitere Ideen könnten gern beigebracht werden.

Die beiden anderen Schändungen sind in Challans, Vendée, und in Issoudun, Indre. Da redet der Innenminister Bernard Cazeneuve von Hakenkreuzen. Ein Glück! Man kann noch hoffen, daß es dort rechtsextreme französische Franzosen sind. Aber, Herr Cazeneuve: Wetten, daß nicht?

Cimetière juif profané dans le Bas-Rhin : le "mobile antisémite" avéré.
Jüdischer Friedhof geschändet im Bas-Rhin: der "antisemitische Beweggrund" bestätigt.

Und um den Islam vollends aus dem Fall zu entfernen, erklärt Philippe Vannier in der Pressekonferenz die "aufschlußreichen Gesten und Parolen", die die Verdächtigen in dem Moment benutzten, wie die "Nazigrüße" [?], das Spucken auf die jüdischen Symbole wie den Davidstern, oder die Tatsache, die Worte "dreckige Juden", "dreckige Rasse" oder "Heil Hitler" ausgesprochen zu haben.

Il a notamment décrit les «gestes et paroles révélatrices» qu'avaient eu les suspects à ce moment-là, comme des "saluts nazis", des crachats sur des symboles juifs comme l'étoile de David, ou le fait d'avoir prononcé les mots "sales juifs", "sale race" ou "Heil Hitler"...

Deutlicher kann er es nicht formulieren, daß es nichts mit dem Islam zu tun haben soll, und deutlicher nicht ablenken davon, daß es Muslime sind. Die Namen bleibt er nämlich schuldig. Allein schon diese Verweigerung bestätigt, daß es sich um muslimische Jugendliche handelt.

Indirekte Bestätigung, daß es sich bei den Friedhofsschändern von Sarre-Union um Muslime handelt:

"Von muslimischer Konfession oder kürzlich konvertiert, Mädchen oder Jungen zwischen 15 und 17 Jahren [sic!]: Die etwa 50 wegen beunruhigenden Abdriftens in den radikalen Islam unter die Überwachung des gesetzlichen Jugendschutzes gestellten Jugendlichen sind fern davon, einer einheitlichen Typologie zu entsprechen. Vier von ihnen, die aus der Region von Paris und aus dem Süd-Osten Frankreichs stammen, sind offiziell inhaftiert wegen Begehens von oder Komplizenschaft bei terroristischen Taten."

Islamismus: die schwierige Betreuung von angeworbenen oder radikalisierten Kindern.

Islamisme : le délicat suivi des enfants embrigadés ou radicalisés
Paule Gonzales, Le Figaro, 18 février 2015, 19hs11 / 20hs20

Ich mache jetzt Schluß, bin fix&fertig!

Update 2
Photo : France3 RA

Würzburg (DT) Bilder wie aus den Tagen der Großen Revolution schockieren in diesen Tagen französische Gläubige. Nach „schwersten Profanierungen“ mehrerer Kirchen hat das Bistum Ars-Bellay vor wenigen Tagen die Reißleine gezogen und alle Pfarrer angewiesen, das Allerheiligste unverzüglich aus dem Tabernakel der Pfarrkirche zu entfernen und sicher zu verwahren. Die Tabernakeltüren sollen offen bleiben. Von der Notmaßnahme ausgenommen sind metallene Tabernakel mit Sicherheitsschlössern. Das Allerheiligste darf zum öffentlichen oder privaten Gebet in der Kirche aufbewahrt werden, „wenn eine ausreichende Anzahl von Gläubigen anwesend ist“, heißt es in der Mitteilung des Generalvikars.

Vandalismus-Welle wirft Schatten auf Jubiläum. Von Regina Einig
Die Tagespost, 19. Februar 2015 [für Abonnenten]

French bishop tells parishes to hide consecrated hosts
The Tablet, 17 February 2015 14:53

Update 3

Dienstag, 17. Februar 2015, wurde der FSJU in der Zeremonie der Andacht auf dem jüdischen Friedhof von Sarre-Union, wo 250 Gräber geschändet worden sind, vertreten durch Laurent Gradwohl, den Delegierten der Region Ost . Mehr als 250 Personen waren anwesend, der Staatschef, die Präsidenten des Senats und der Nationalversammlung, der Innenminister sowie zahlreiche politische, bürgerliche und religiöse Persönlichkeiten des Elsaß. Nach der Rede des Großrabbiners des Departement Bas-Rhin, betonte François Hollande, daß "die Republik stärker sein werde als der Haß", und er versicherte die jüdische Gemeinschaft seiner Entschlossenheit, sie zu verteidigen und zu schützen.

Cérémonie de recueillement à Sarre-Union.
Fonds Social Juif Unifié, 19 février 2015

Update 4

Schon in der letzten Woche geschehen, etwa ein Dutzend Grabsteine. Die waren aber nicht gut befestigt, leicht umzuwerfen. David Charmatz, der Staatsanwalt von Narbonne spielt alles runter: "kein religiöser oder rassistischer Charakter". Woher er das weiß? Hellsehen. Es hat nichts mit dem Islam und mit Muslimen zu tun, sondern es war "Vandalismus von unbeschäftigten Jugendlichen". Wieso Jugendliche, wieso unbeschäftigt? Keine Ahnung, Hellsehen. Wo? In unserem Nachbar-Departement Aude. In welchem Ort? Tut nichts zur Sache, "in einem Dorf". Aber wer suchet, der findet: in Saint-Laurent-de-la-Cabrerisse.

Die einen Grabschänder machen die anderen nach, von einer im Internet konzertierten Operation kann keine Rede sein, damit hat das nichts zu tun.

Tombes profanées dans l'Aude : "Du vandalisme de la part de jeunes oisifs". 

Update 5


Mit dem Islam und seinen ihm Unterworfenen hat das nichts zu tun, es handelte sich vielleicht um "esoterische Riten" mit Hühnerbeinen, um Voodoo. Man erinnert sich? Wie in Death in Paradise.

Es ist einfach, man muß nur "cimetière profané" bei Google News eingeben, und man erhält immer neue kürzlich geschändete Friedhöfe. Nebenbei erfährt man, daß 2014 ca. 500 Friedhöfe in Frankreich geschändet wurden. Verbucht wird das unter Faits divers, Verschiedenes.