23. Dezember 2017

Katalonien. Das Demokratieverständnis macht's möglich!



Liest man die Einschätzungen der Wahlen, vom 21. Dezember 20017, deutscher und französischer Medien, so kommt man aus dem Staunen nicht heraus. "Die Separatisten können sich als Sieger fühlen", liest man in der FAZ. Sie hätten aber "wieder nicht mehr als die gut 47 Prozent erhalten, die sie schon bei der letzten Wahl erhielten."

Updates, vom Heiligen Abend 2017
Der Separatistensender TV3 wird heute nicht die Weihnachtsansprache des Königs ausstrahlen.
Putxi stellt von Brüssel aus Forderungen an die Zentralregierung.
Putxi zögert, von Brüssel nach Hause zurückzukehren.
Wird Katalonien demnächst so arm sein wie Nord-Katalonien, das Roussillon?
Die "Republik Katalonien" sieht sich weiterhin in der EU.

"Aber das Wahlergebnis zeigt auch, dass es in Katalonien keine prospanische 'schweigende Mehrheit' gibt." So? Ab hier beginnt die Lüge, Hans-Christian Rößler, Sie "Politischer Korrespondent für die Iberische Halbinsel und den Maghreb mit Sitz in Madrid". Die Mehrheit ist nicht nur schweigend, sondern sie hat an den Wahlurnen mit Mehrheit erklärt, daß sie keine Unabhängigkeit von Spanien will. Trotzdem ist es richtig: Katalonien bleibt unregierbar. Erst recht, wenn man sieht, wer nach welchem Wahlsystem gewählt wurde.

"Katalonien: Die Unsicherheit lastet auf der Wirtschaft, die Unternehmen verlagern ihre Sitze", weiß Armelle Bohineust, Journalistin des Figaro. Catalogne : l'incertitude pèse sur l'économie, des entreprises délocalisent leur siège. Mehr als 3 000 Unternehmen, die für 30 Prozent des PIB von Katalonien stehen, hätten ihre Sitze verlagert, die Schaffung neuer Unternehmen und Arbeitsplätze liege auf Eis, zunehmend würden auch Produktionen aus Katalonien in andere Regionen Spaniens verlegt. Der Tourismus sei um 10 bis 15 Prozent eingebrochen. Vor allem Spanier machten ihren Urlaub woanders in Spanien. Auf Grund der stolz erreichten Kennzeichnung katalanischer Produkte boykottierten die Spanier diese jetzt.

Wer alles sonst noch neben der Wahrheit wohnt, liest man im Artikel des Lokalblattes L'Indépendant, nämlich alle linken Medien, und das ist die große Mehrheit in Frankreich.

Das alles war abzusehen, die Aktivitäten der Regierung Kataloniens, der Generalitat, zur Unabhängigkeitserklärung sind kriminelle Handlungen gewesen. Im Gefängnis sitzen nicht Presos politics, politische Gefangene, und in Brüssel sind ebenfalls keine politisch verfolgten Politiker, sondern Verbrecher.

Es ist Klaus Hecking, DER SPIEGEL, der keine Ahnung hat, "wie die Region denkt und fühlt"; es ist das ZDF, dessen Glaubwürdigkeit nach dem "Debakel deutlich geschwächt" ist.

Auch die Katalanen stehen ihren deutschen und französischen Kollegen nicht nach!

Diari di Girona, aus der Stadt des Carles Puigdemont bringt mit Vergleich 2015 - 2017 die Sitzverteilung groß raus: Resultats eleccions catalanes. Sieger! Es steht 70 : 65 Sitze im Parlament. 2015 waren es 72 : 63. Klein, unten rechts, neben der Graphik, kann man weitere Informationen anklicken: Nombre de vots, Stimmenanzahl, und dort findet man eine Fülle von Zahlen, die aber nicht zusammengezählt werden nach Für und Wider die Unabhängigkeit.

Das tut L'Indépendant im Artikel von Joana Viusà: Des Catalans toujours divisés. Die Katalanen weiterhin gespalten. Der Artikel samt erhellender Graphik schafft es nicht ins Internet. Wie sich die absoluten und die Prozentzahlen ergeben, sieht man in einer Graphik von El Periódico, vom 22.Dezember 2017. Hier die Zahlen aus dem Indépendant, vom 23. Dezember 2017:

Eingeschriebene Wähler: 5 554 394 - Abgegebene Stimmen: 4 860 843
Wahlbeteiligung: 81,94%
Gegner der Unabhängigkeit: 2 262 270 = 52,07%
Befürworter der Unabhängigkeit: 2 063 361 = 47,49%

Von der Stimmenmehrheit der Gegner der Unabhängigkeit, immerhin 4,58 Prozent, erfährt man nichts. Dann nämlich hätten die genannten Medien erklären müssen, wie das kommt, daß eine solche Mehrheit nach Sitzen in der Minderheit ist. Auskunft darüber kann die Graphik in La Vanguardia geben: El mapa refleja la distribución del partido ganador en cada municipio. Die Graphik zeigt die Verteilung der siegenden Partei in jeder Gemeinde.

Im Demokratieverständnis des katalanischen Wahlsystems ist begründet, daß winzige Gemeinden die gleichen Stimmrechte haben wie Städte. Auf dem Lande herrscht mehrheitlich der Wille zur Unabhängigkeit. An der Mittelmeerküste, wo viele Spanier aus anderen Gegenden und Ausländer wohnen, die sich auskennen, ist die Mehrheit für einen Verbleib in Spanien. In den Städten und an der Küste weiß man besser, was Llibertat und Independéncia bedeuten, nämlich den Weg ins Kalifat.

"Hört sofort auf!
Ihr seid dabei, Katalonien zu ruinieren

Darum gründet eine Gruppe von Unternehmern eine Vereinigung, um Barcelona vom demnächst unabhängigen Katalonien abzuspalten. Derweil füllt sich Barcelona mit Transparenten, auf denen Carles Puigdemont und Oriol Junqueras ersucht werden, Katalonien nicht zu ruinieren.

Darüber berichten weder die deutschen noch die französischen Medien, die vom Sieg der Befürworter der Unabhängigkeit schreiben. Warum nicht?

Updates, vom 24. Dezember 2017

Dieses Jahr ohne discurso de Nochebuena del rey! Es lebe die Republik Katalonien!


"Kataloniens Träume der Abspaltung wurden in einem Medien-Kokon ausgebrütet"
Catalonia’s dreams of secession were incubated in a media cocoon, by Peter Preston

Die Regierung Kataloniens, also die Steuerzahler, zahlen seit 1983 die Propaganda ihrer lokalen Radio- und Fernsehsender für die Unabhängigkeit. 250 Millionen Euro / Jahr, Stand 2017, kostet allein TV3. Das beginnt zu Zeiten des separatistischen korrupten Ministerpräsidenten, 1980 bis 2003, Jordi Pujol und dauert bis heute an. Der Sender ist ein Verlustgeschäft. Er verbreitet Haß auf Spanien, stellt die Separatisten als Opfer der Zentralregierung dar und erfindet eine Art Cata Disneyland.

Soraya: ¿Cómo que TV3% no va retransmitir hoy el Mensaje del Rey?
Dolça Catalunya, el domingo 24 de diciembre 2017

Putxi gibt König Felipe VI eine letzte Chance, die Krise zwischen Katalonien und dem spanischen Staat zu lösen. Diese Krise, ist aber keine zwischen Katalonien und dem spanischen Staat, sondern eine zwischen den selbstherrlichen Zerstörern Kataloniens und der unangemessen reagierenden Zentralregierung. Der Spieler Putxi ist größenwahnsinnig, er gehört in eine Anstalt, während die anderen Separatistenchefs in den Knast gehören.

"Puigdemont fordert eine 'berichtigte' Weihnachtsansprache des Königs"
Catalogne : Puigdemont demande un discours du Roi "rectifié" pour Noël

"Sein erstes Ziel war die absolute Mehrheit für seine Liste Junts per Catalunya (JxCAT), aber wenn das nicht möglich gewesen wäre, war das Unterziel, 'daß der Block für die Unabhängigkeit die Mehrheit erhielte'. Und dieses Ziel, ja, das sieht er erreicht."

"Die Forderungen von Puigdemont: Ende des Artikels 155, der 'politischen Besatzung' und Öffnung des unilateralen Weges [in die Unabhängigkeit]"
Las exigencias de Puigdemont: fin al 155, a la 'ocupación policial' y abrir la vía unilateral
Por Antonio Fernández, Barcelona, El Confidencial, 24.12.2017


"Der abgesetzte katalanische Präsident Carles Puigdemont wog am Samstag das Für und Wider ab, in Belgien zu bleiben oder mit dem Risiko, verhaftet zu werden, nach Spanien zurückzukehren, nach dem Wahlsieg seines Unabhängigkeitslagers, das eine Regierung bilden will. ...

Die wirtschaftliche Lage in der Region droht zu leiden durch die anhaltende Unsicherheit, während mehr als 3 100 Unternehmen ihren juristischen Sitz woanders hin verlegt haben, und der Tourismus und die Investitionen schwächeln."

"Katalonien: Puigdemont zögert, von Brüssel zurückzukehren."
Catalogne : Puigdemont hésite à rentrer de Bruxelles. L'Indépendant, 23 décembre 2017

Wenn es so weitergeht, wird das einstmals reiche Katalonien so arm wie Nord-Katalonien, das Roussillon; das ist das viertärmste Département Frankreichs.

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